Die Telekom steht im Kreuzfeuer der Kritik. Im April hatte sie angekündigt, 2016 die Geschwindigkeit von Internetverbindungen bei Flatrate-Kunden zu drosseln, wenn ein bestimmtes Datenvolumen überschritten wird. Wer das nicht möchte, soll in Zukunft 10–20 Euro mehr pro Monat und Anschluss zahlen. (Quelle: Spiegel Online)
Die Telekom steht im Kreuzfeuer der Kritik. Im April hatte sie angekündigt, 2016 die Geschwindigkeit von Internetverbindungen bei Flatrate-Kunden zu drosseln, wenn ein bestimmtes Datenvolumen überschritten wird. Wer das nicht möchte, soll in Zukunft 10–20 Euro mehr pro Monat und Anschluss zahlen. (Quelle: Spiegel Online)
Die Telekom versucht ihre Mogelpackung so darzustellen, als würde sie nur die Heavy-User unter ihren Kunden betreffen. Dem ist aber ganz offensichtlich nicht so.
Das Märchen vom teuren Traffic
Der Deutsche-Telekom-Sprecher Philipp Blank rechtfertigt die Drosselungspläne für DSL-Zugänge in einem Interview im Deutschland Radio so: „Auch ein Restaurantbesitzer wird sein 'All you can eat'-Angebot überdenken müssen, wenn einige Kunden daraus 'You can eat it all' machen. Fakt bei uns ist: Drei Prozent der Kunden verursachen mehr als 30 Prozent des Datenvolumens. Das bedeutet für die Kunden: Lieschen Müller subventioniert bisher den Heavy User.“ Klingt plausibel, würde es der Telekom tatsächlich um die Kosten für die Datenübertragung gehen. Sieht man sich diese aber mal genauer an, bekommt man Zweifel.
1 GByte kostet wenige Cent
„In Deutschland gibt es gigantische Backbone-Überkapazitäten“, weiß Viprinet-Geschäftsführer Simon Kissel. Der deutsche Routerhersteller Viprinet wirft der Telekom daher vor, dass das Kostenargument vorgeschoben sei. Der Datenverkehr sei zu Spottpreisen zu realisieren. „Bei einem DSL-Zugang macht das in der Gesamtkalkulation des Providers nur Cent-Beträge aus“, so Kassel. Dass Deutschland als einziges westliches Industrieland im Jahre 2013 zu volumenbasierten Internetzugängen zurückkehren wolle, sei unglaublich. (Zitat golem.de, IT-News für Profis)
Fremdbestimmung der Onlineuser
Auch Boris Janda von der Internetagentur JANDA+ROSCHER in Regensburg sieht hinter den Telekomplänen mehr als eine Tarifkorrektur: „Die Frage ist doch, wie sich das Nutzer- und Medienverhalten ändern wird, wenn auch Gelegenheitsuser, also die Mehrheit der Telekomkunden, nach wenigen Downloads und Streams gedrosselt werden.“ Für Janda riecht das nach Fremdbestimmung, nach einem empfindlichen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der User. „Die Telekom wünscht sich offenbar alte monopoläre Zeiten zurück. Das widerspricht aber dem Prinzip der freien Marktwirtschaft!“
Bundeskartellamt schaltet sich ein
Janda sieht in den Plänen der Telekom kein faires Tarifkonzept, sondern viel mehr den Versuch, ein Zwei-Klassen-Netz einzuführen. Eigene Dienste (wie z. B. „Entertain“) und Partner („Spotify“) würden bevorzugt werden, Wettbewerber dagegen gehörig ausgebremst. Das rief jetzt, neben Verbraucherschützern und der Bundesnetzagentur (BNetzA), auch das Bundeskartellamt (BKartA) auf den Plan. Dieses kann zwar offenbar gegen die Drosselung an sich nichts machen, will aber prüfen, ob ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht vorliegt.
Telekom will mehrfach verdienen
Während es den Kunden immerhin frei steht, den Provider zu wechseln, haben Online-Dienste wie YouTube, iTunes usw. diese Option nicht. Sie sind gezwungen, mit der Telekom teure „Managed Service“-Verträge abzuschließen, oder ihren Anhängern unter den Telekomkunden wird ordentlich der Spaß vermiest. Das bedeutet, dass die Telekom mehrfach verdienen will: Ohnehin bei ihren Kunden, doppelt bei den Vielnutzern und zusätzlich bei den Fremdanbietern. Provider, die eng mit der Telekom verknüpft sind, wie z. B. 1&1, werden nachziehen und ihre Preise ebenfalls erhöhen müssen.
J+R beauftragt, Telekom-Coup verständlich zu visualisieren
Das Thema ist komplex und wird kontrovers diskutiert. Dabei ist es nicht immer leicht, in den Argumenten die Wahrheit zu finden. Ein namhaftes Münchener Onlineunternehmen wollte die Angelegenheit nun an oberster politischer Stelle zur Entscheidung vortragen und beauftragte die Internetagentur J+R, Grafiken zu entwickeln, mit denen die Zusammenhänge und Gefahren des zweifelhaften Telekom-Coups schnell und leicht erkenn- und verstehbar sind.
An plakativen Beispielen (Google und Supermarkt) wird deutlich, was passiert, wenn globale Anbieter den Anschein erwecken, den Verbrauchern einen uneingeschränkten Zugang zum Markt zu ermöglichen, in Wahrheit aber die Angebote der Wettbewerber ausgefiltert und eigene Dienste bevorteilt werden.
„Was beim ersten Hinsehen wie ein ambitionierter unternehmerischer Schritt der Telekom aussieht, ist in Wahrheit eine ausgeklügelte Strategie, den Verbrauchern die Entscheidungsfreiheit zu entziehen und die marktbeherrschende Stellung gnadenlos auszunutzen. Das ist keine Produktpolitik, das ist virtuelle Realitätsverschiebung. Als Internetagentur musste man uns nicht zweimal bitten, den Widerstand gegen die Telekompläne zu unterstützen.“